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Lot 3002 - A204 Gemälde Alter Meister - Freitag, 31. März 2023, 14.00 Uhr

ERCOLE DE' ROBERTI und Werkstatt

(1456 Ferrara 1496)
Herrscher und Ratsherren.
Öl und Tempera auf Holz.
15 × 11 cm.


Provenienz:
- Sammlung Vincenzo Giustiniani, Rom, Inv.-Nr. 1638 (zwei Tafeln mit den Geschichten der Argonauten, "di mano si crede di Ercole da Ferrara").
- Sammlung Antonio Canova, Rom, 1803 direkt bei der Familie Giustiniani erworben.
- Sammlung Carl Moll, Wien.
- Sammlung Edwin und Caroline Czeczowicka, Wien.
- Auktion Hermann Ball und Paul Graupe, Berlin, 12.5.1930, Los 27 (zurückgezogen).
- Bei Galerie Dr. Schäffer, Berlin, 1930.
- Bei Kunsthandel Drey, München, um 1931.
- Sammlung Caroline Czeczowicka, London, 1947.
- Auktion Sotheby's, London, 27.10.1948, Los 69.
- Bei obiger Auktion erworben, Sammlung P. C. Wilson, London.
- Durch Erbfolge an Privatbesitz.
- Auktion Sotheby's, London, 19.4.1989, Los 9.
- Schweizer Privatsammlung.

Literatur:
- Roberto Longhi: Officina Ferrarese, Florenz 1934, S. 169, Fussnote 85 (als Ercole de' Roberti).
- Roberto Longhi: Officina Ferrarese 1934 seguita degli Ampliamenti 1940 e dai nuovi Nuovi Ampliamenti 1940-55, Florenz 1956, S. 103, Fussnote 85 (als Ercole de' Roberti und Lorenzo Costa).
- Mario Salmi: Ercole de' Roberti, Ferrara 1960, S. 23 und 55, Abb. 19b (als Ercole de Roberti und Werkstatt).
- Federico Zeri: Appunti per Ercole de' Roberti, in: Bollettino d'arte, 1965.
- Bernard Berenson: Italien Pictures of the Renaissance, London 1968, Bd. I, S. 121 (als Ercole de' Roberti).
- R. Heinemann (Hg.): The Thyssen-Bornemisza Collection, Villa Favorita 1969, S. 289 (als Ercole de' Roberti).
- Paola Tosetti Grandi: Lorenzo Costa, in: Dizionario Biografico degli Italiani, 30, Rom 1984, S. 211–218, S. 212 (als Ercole de’ Roberti und Lorenzo Costa).
- Paola Tosetti Grandi: Lorenzo Costa miniatore, in: La miniatura italiana tra Gotico e Rinascimento, Atti del II Congresso di Storia della Miniatura Italiana (Cortona 1982), Florenz 1985, S. 329–353, S. 212 (als Ercole de’ Roberti und Lorenzo Costa).
- Gertrude Borghero: Thyssen-Bornemisza Collection, Lugano 1986, S. 271 (als Ercole de' Roberti).
- Maria Grazia Diana: Alcune precisazioni per il percorso giovanile di Lorenzo Costa, in: Paragone, 37, 1986, 431–433, S. 45–53, S. 46–48 (als Ercole de’ Roberti und Lorenzo Costa).
- Federico Zeri: Giorno per giorno nella pittura. Scritti sull’arte dell’Italia settentrionale dal Trecento al primo Cinquecento, Turin 1988, S. 199–207, S. 202–203.
- Paola Tosetti Grandi: Favole tolte da Ovidio e da altri poeti: per tre coppie di cassoni nuziali bolognesi, in: Bollettino del Museo Civico di Padova, 79, 1990, S. 223–263, S. 253–263 (als Ercole de’ Roberti und Lorenzo Costa).
- Paola Tosetti Grandi, in: Da Bellini a Tintoretto. Dipinti dei musei civici di Padova dalla metà del ‘400 ai primi del ‘600, Catalogo a cura di Alessandro Ballarin et Davide Banzato, Rom 1991, S. 75–77, S. 75 (als Ercole de’ Roberti; möglicherweise ein Fragment von Jason, Alcinoos verlassend).
- Joseph Manca: The Art of Ercole de’ Roberti, Cambridge 1992, S. 184–185 (als Ferrara, letztes Drittel des 15. Jh.).
- Giuseppe Pavanello: Sulla collezione di Antonio Canova: i cassoni degli Argonauti di Ercole da Ferrara, in: Bollettino del Museo Civico di Padova, 82, 1993, S. 265-286, S. 266.
- Andrea Bacchi und Andrea De Marchi: La formazione a Bologna, in: Francesco Marmitta, Turin 1995, S. 17–18, Abb. 29 (als Bernardino Orsi da Collecchio (?)).
- Monica Molteni: Ercole de’ Roberti, Cinisello Balsamo 1995, S. 78–80, Abb. S. 80, S. 172, Kat.-Nr. 36 (als Ercole de’ Roberti und Mitarbeiter).
- Alessandro Serrani: Ancora su Lorenzo Costa, Bernardino Orsi e le Storie degli Argonauti, in: Paragone, LXXI, Nr. 150-151, März–Mai 2020, S. 21–34, Abb. 11 (als Lorenzo Costa).

Diese meisterlich gemalte miniaturhafte Darstellung eines bekrönten Herrschers mit Beratern besticht durch ihre eindrückliche Komposition, räumliche Gestaltung und individuelle Wiedergabe der Persönlichkeiten. Sie verkörpert die künstlerischen Charakteristiken des Malers Ercole de' Roberti, einem Hauptvertreter der italienischen Frührenaissance und Mitglied der Ferrareser Schule.

Mit einer Provenienz, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, war es Robert Longhi (1934), der die Darstellung Ercole de’ Roberti zuwies und auch Federico Zeri (1965) schloss sich dieser Meinung an. Longhi datierte die Arbeit um 1480 als der junge Lorenzo Costa (1460–1535) in Robertis Werkstatt tätig war. Seither widmeten sich weitere namhafte Kunsthistoriker dieser Tafel, was die umfangreiche Bibliographie belegt.

Die Komposition steht im Zusammenhang eines grösseren Bildprogrammes und es wird vermutet, dass sie der griechischen Mythologie entnommenen Sage von Jason und den Argonauten auf der Suche nach dem goldenen Vlies entstammt. Andere Tafeln, die vermutlich ursprünglich ebenfalls Teil dieses Gesamtensembels waren, finden sich in Padua, Museo Civico (Inv.-Nr. 424, 46 × 53 cm), in Florenz, in einer Privatsammlung, in London, ehemals Sammlung Lady Houston-Boswall (45,7 × 53,4 cm), in Paris, Musée des Arts Décoratifs (Inv.-Nr. PE90, 45 × 51 cm) und in Madrid, Sammlung Thyssen-Bornemisza (35 × 26,5 cm; siehe Joseph Manca, 1992, S. 184, Kat.-Nr. R32). Letzteres wird aktuell mit anderen Arbeiten der Ferrareser Schule in der Ausstellung "Rinascimento a Ferrara - Ercole de’ Roberti e Lorenzo Costa", im Palazzo di Diamanti in Ferrara gezeigt.

Am Ferrareser Hof unter der Herrschaft des Herzogs Ercole d'Este (1431–1505) waren Ercole de' Roberti und weitere Künstler unter anderem mit der Produktion von Cassoni beauftragt und es darf vermutet werden, dass diese Tafel als Teil eines Möbelstückes konzipiert war.

Nebst seiner ausführlichen Publikationsgeschichte weist das hier angebotene Gemälde eine bewegte Provenienz auf, die dank aktuellen Recherchen aufgedeckt werden konnte. Nachdem der Wiener Unternehmer Edwin Czeczokiczka und seine Frau Caroline es erworben hatten, sah sich dieser Ende der 1920er-Jahre in Folge der Finanzkrise gezwungen, einen Teil seiner Sammlung zu verkaufen (siehe Sophie Lilie: Was einmal war, 2013, S. 275ff). So kam unser Werk am 12. Mai 1930 bei Graupe in Berlin zur Auktion. Von der Ausfuhr nach Deutschland zeugt der verso angebrachte, vor 1934 datierbare runde Stempel des österreichischen Bundesdenkmalamtes. Nachdem der erforderliche Betrag erreicht wurde, gingen die verbleibenden Lose zurück an die Einlieferer, so auch unser Gemälde. Ein Vermerk im Archiv Zeri deutet darauf hin, dass das Werk zunächst 1931 beim Kunsthändler Drey in München war, bevor es zurück nach Wien reiste. Nach dem Krieg wurde das Werk 1947 über den befreundeten Kunsthändler Christian Nebehay nach London zu Caroline Czeczokiczka geschickt, die zuvor mit den Kindern nach England gezogen war.

Werke von Ercole de’ Roberti sind äusserst selten auf dem Kunstmarkt anzutreffen, so dass diese hier angebotene Darstellung eine Rarität darstellt.


CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)

Verkauft für CHF 55 200 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr