Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 3001* - A206 Gemälde Alter Meister - Freitag, 22. September 2023, 14.00 Uhr

CATARINO DI MARCO DA VENEZIA

(vor 1365 Venedig 1390)
Heiliger Stephanus.
Tempera auf Holz.
30,5 × 19,5 cm.


Gutachten:
Prof. Cristina Guarnieri, 20.2.2021.

Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.

Das Gemälde zeigt den Heiligen Stephanus, der seinen Kopf elegant nach rechts neigt und einen verständnisvollen Blick auf den Betrachter richtet. In seiner Hand hält er die Märtyrerpalme, während auf seinem Kopf und seiner linken Schulter die Steine zu sehen sind, die auf sein Martyrium durch Steinigung in Jerusalem hinweisen (Apostelgeschichte, 6–7). Stephanus wird als Erzdiakon und Erzmärtyrer verehrt, da er der erste Christ war, der sein Leben für das Bekenntnis seines Glaubens gab. Über dem Chorhemd trägt er eine grüne Seidendalmatik mit breiten, rot bestickten Bändern. Die Stoffe sind mit goldenen Motiven verziert, eine vereinfachte Variante der anspruchsvolleren Ornamente, welche in der Malerei der ersten Hälfte des Jahrhunderts auf den Stoffen angebracht wurden und ab den 1350er Jahren auch bei Lorenzo Veneziano (1336–1379) Verwendung finden. Viel komplexer ist die sehr gut erhaltene Dekoration des Nimbus, welcher freihändig gestanzt ist. Seine Gestaltung lehnt sich an die Techniken Lorenzos an, variiert aber dessen Goldbearbeitung und führt im Vergleich zu den sich wiederholenden Schemata, die in der Werkstatt von Lorenzo verwendet wurden, sehr viel aufwendigere Motive ein.

Die Tafel entstammt eines grösseren Komplexes, wahrscheinlich eines Polyptychons, auf dessen rechter Seite sie positioniert war, da der Heilige Stephanus leicht zur gegenüberliegenden Seite gedreht ist. Stilistisch scheint das Werk in den ersten fünf Jahren der 1370er Jahre gemalt worden zu sein, als der Maler vom neuen gotischen Stil beeinflusst wurde, den Lorenzo Veneziano der Malerei in Venedig aufgeprägt hatte. Dieser zeigt sich an dem lächelnden, freundlichen Gesichtsausdruck oder der liebevollen Art, mit der er die Märtyrerpalme in der Hand hält. Die Tafel wurde verkleinert und in ein Andachtsbild umgewandelt. Der ursprüngliche Kontext bildete der heute im Museum der Gallerie dell'Accademia in Venedig (Inv.-Nr. 702) aufbewahrte Altar mit der Krönung der Jungfrau und den Heiligen Lucia und Nikolaus von Tolentino, der 1902 von dem venezianischen Sammler Tommaso Mazzoli erworben wurde (siehe Sandra Moschini Marconi: Gallerie dell’Accademia di Venezia. Opere d’arte dei secoli XIV e XV, Rom 1955, S. 7–8). Vermutlich war das Altarwerk ursprünglich kein Triptychon, sondern bestand aus mehreren Tafeln, darunter mindestens zwei weitere Heilige auf jeder Seite, die mit Halbfiguren und einem Kymation im oberen Register gekrönt wurden, um so einen imposanten Komplex zu bilden. Diese These wird nicht nur durch die ähnliche stilistische Ausführung unserer Tafel mit denjenigen im Museum der Gallerie dell’Accademia gestützt, sondern auch durch bestimmte Details in Bezug auf die Verzierung der Gewänder oder die Grösse und die Details der Goldpunzierungen. Das Vorhandensein einer Tafel mit der Figur des Heiligen Stephanus im Hauptregister des Polyptychons, zusammen mit den Heiligen Nikolaus von Tolentino und Lucia, deutet auf eine venezianische Kirche des Augustinerordens als ursprünglichen Bestimmungsort hin. Die Kirche Santo Stefano, welche im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert von Einsiedlermönchen auf dem gleichnamigen venezianischen Campo im Markusviertel errichtet wurde, erscheint dabei als wahrscheinlichster Ursprungsort. Das Werk von Catarino könnte für den Hauptaltar oder eine Seitenkapelle dieses Gebäudes gedacht gewesen sein, in dem ausserdem die Reliquien des Heiligen Stephanus für die Verehrung der Gläubigen aufbewahrt werden.

Der venezianische Maler Catarino di Marco da Vanezia, genannt Catarino Veneziano war einer der produktivsten venezianischen Maler der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Seine erste Erwähnung findet sich in einem Dokument vom 23. Oktober 1365. Seine Ausbildung erfolgte wahrscheinlich zunächst bei Paolo Veneziano (1300–1365) und dann vor allem bei Donato (tätig um 1348–1386), bei dem er auch in die Lehre ging. Später übernahm er von Lorenzo Veneziano nach und nach technische Lösungen und kompositorische Ideen.

Prof. Gaudenz Freuler hat das Gemälde im Original untersucht und bestätigt die Eigenhändigkeit, wofür wir ihm danken.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)

Verkauft für CHF 25 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr