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Lot 3091 - A166 Gemälde Alter Meister - Freitag, 20. September 2013, 15.00 Uhr

JAKOB PHILIPP HACKERT

(Prenzlau 1737–1807 San Piero di Carreggio)
Hase im Gebüsch. 1803.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: Phi: Hackert pinx 1803.
62,2 × 49,8 cm.


Gutachten:
Dr. Claudia Nordhoff, 12.7.2013.

Provenienz:
Privatsammlung Schweiz, über mehrere Generationen.

Diese kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckte Darstellung eines Hasen identifiziert Dr. Claudia Nordhoff als ein besonders qualitätsvolles Meisterwerk Johann Philipp Hackerts aus der künstlerischen Spätphase. Bislang unpubliziert stellt es eine bedeutende Bereicherung für eine kleinere Werkgruppe an Tierportraits im Schaffen Hackerts dar, der sich vorwiegend auf grossformatige Landschaftsdarstellungen spezialisierte. "Der Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert war nach achtzehn Jahren als freischaffender Künstler in Rom einem Ruf des Bourbonenkönigs Ferdinand IV. von Neapel gefolgt, der ihn als erster Hofmaler seit 1786 beschäftigte. In dieser finanziell hoch dotierten sowie äusserst ehrenvollen Stellung gedachte Hackert sein Leben zu vollenden, doch die französische Besetzung Neapels 1799 zwang den Maler unter Zurücklassung fast aller seiner Habseligkeiten zur Flucht. Hackert liess sich in Florenz nieder und begann mit der für ihn typischen Disziplin und Zielstrebigkeit, sein Leben wieder aufzubauen: So unternahm er Wanderungen in die tiefen Wälder der Toskana, fertiget Gemälde sowohl mit Motiven des Königreichs Neapel (basierend auf mitgebrachten Zeichnungen) als auch seiner neuen Heimat an und fand schnell neue Kunden. Hatte er zunächst noch die Hoffnung gehegt, bei einer Beruhigung der politischen Verhältnisse nach Neapel zurückkehren zu können, so gab er diesen Gedanken schliesslich auf. 1803 erwarb Hackert ein kleines Landgut in Careggi in der Nähe von Florenz, wo er sich sowohl künstlerisch als auch landwirtschaftlich betätigte; er starb 1807 in Florenz. Hackerts Ruhm gründet sich auf seine grossformatigen Ansichten italienischer Landschaften, doch besitzt auch das Tierbild einen nicht unwichtigen Platz in seinem Werk. Der Künstler selbst schrieb in seinem kurzen, in der zweiten Hälfte der 1790er Jahre verfassten Traktat zur Landschaftsmalerei: "Nach Meiner Meinung, so Muss der Landschafter vorher Figuren Gezeichnet haben, damit er seine Landschaften Staffieren kann, und dadurch Leichtigkeit gewinnt Vieh und Allerley Thiere zu zeichnen und nach der Natur zu mahlen" (zitiert aus dem Gutachten von Dr. Claudia Nordhoff, siehe Fussnote 1)." So finden sich einige Tierporträts im Oeuvre von Hackert und so entstanden während seiner römischen Schaffensphase einige Darstellung seiner Hunde, aber auch einzelner Ziegen. In seiner Funktion als Hofmaler in Neapel war er beauftragt, die Jagdbeute des Königs sowie die Schosshunde der weiblichen Mitglieder des Hofstaates bildlich festzuhalten. "Erst die Abgeschiedenheit seines toskanischen Alterssitzes jedoch, frei von den Zwängen des Hofes und Herr seiner eigenen Zeit, konnte Hackert sich dem Tierporträt auf eine neue Weise widmen. Ausschlaggebend war die Bekanntschaft mit der Gattin eines englischen Colonels, Mrs Woodburn, die er wahrscheinlich 1800 in Florenz kennengelernt hatte und mit der ihn bald eine enge Freundschaft verband. Die Woodburns besassen ein Landgut in dem nahe Florenz gelegenen, kleinen Ort Settignano, welches sie dem Künstler während ihrer Abwesenheit zur Verfügung stellten. Hackert schrieb am 9. Januar 1802 aus Florenz an seinen alten Bekannten, den Baron Balthasar von Haus (vor 1785-1837) in Wien: "Bis d. 20 Nov war ich hir vier Meilen von Florentz auf den Lande, Eine Englische Dame die Meine Freundin ist, hat mir Während dass sie in England ist, den Genuss des Hauses mit alle Bequemlichkeit gelassen, wo ich Viel bin, Thiere und Andre Sachen Völlig nach der Natur fertig mahle, den Meine Studien werden jetz fertige Gemahlde" (zitiert aus dem Gutachten von Dr. Claudia Nordhoff, siehe Fussnote 2)." In einem Brief an den Grafen Bogislaus Dönhoff zu Dönhoffstädt (1754-1809) in Berlin vom 28. September 1802 erfahren wir: "Ich mahle jetz einen Hassen Lebens Grösse mit einen Hünerhund vorstehend, für den Prinpe della Pace. er hat schon einen Hasen von mir in ein bild alleine, der sehr glücklich aus gefallen ist, und viel Larm gemacht hat. Eine Dame hir, meine Freundin hat einen Hassen in Hause erzogen, der so Zahm wie ein Hund ist, wen Sie ihm Ruft so komt er ihr auf den Schosse, nur allein sie kann ihn Regiren, andere beisset er; diese Gelegenheit ist sehr Glücklich für mich, da sie selbst zeichnet, so hat sie die Güte und komt mit den Hassen zu mir dass ich ihn Mahlen kann" (zitiert aus dem Gutachten von Dr. Claudia Nordhoff, siehe Fussnote 5)." Aus dem Jahr 1802 sind zwei Bildnisse des Hasen überliefert, von denen eines wahrscheinlich dasjenige für den von Hackert erwähnten "Principe della Pace" war (siehe Nordhoff, Claudia / Reimer, Hans: Jakob Philipp Hackert 1737-1807. Verzeichnis seiner Werke, Berlin 1994, Kat. Nr. 305 und 304). Das hier gezeigte Gemälde entstand ein Jahr später und bringt, wie bei den vorhergehenden Werken insbesondere in der äusserst detaillierten Wiedergabe des Tieres und der Vegetation, die künstlerische Virtuosität meisterlich zum Ausdruck. Dr. Nordhoff erwähnt ferner in ihrem Gutachten: "Die nach 1800 entstandenen "Hasen-Portraits" nehmen einen hochwichtigen Platz in Hackerts Spätwerk ein: Von grösserem Format als die gleichzeitig entstandenen anderen Tierbilder und, im Gegensatz zu diesen, auf Leinwand ausgeführt, lassen sie sich als künstlerische Erfindung des Malers bezeichnen, von nicht geringerer Bedeutung als seine grossen Landschaftsbilder. Die Tatsache, dass Hackert gerade die Hasen-Bilder in seinen Bildern ausführlich erwähnt und ihre Bedeutung unterstreicht, lässt sie von besonderem Interesse werden".

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)

Verkauft für CHF 228 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr